Die Klimakrise IST menschengemacht

Der „Fridays for Future“ Initiative von Greta Thunberg sei dank – Klimaschutz ist wieder ganz oben auf der politischen Agenda und das ist gut und wichtig. Es ist armselig, dass eine 16-jährige Schwedin aktiv werden musste, damit dem Thema wieder die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt wird. Aber sei es drum…

Interessanterweise gibt es drei Gruppen von Kritikern an der Bewegung. Einige beklagen, dass die Proteste während der Schulzeit stattfinden. Selbstverständlich müssen die Demos in der Schulzeit stattfinden – Tarifangestellte streiken für ihre Rechte ja auch nicht in der Freizeit, sonst wäre es wirkungslos. Andere setzen sich nicht mit den Argumenten auseinander, sondern diskreditieren Greta persönlich, um der Diskussion aus dem Weg zu gehen. Ganz unsäglich ist die dritte Gruppe, die argumentiert, dass es Klimawandel ja immer geben hat und nicht menschgemacht sei. Die Gruppe bezieht sich auf Erkenntnisse zu früheren Klimaveränderungen und lehnt Maßnahmen zum Klimaschutz ab – insbesondere dann, wenn es Arbeitsplätze in der Wirtschaft im Allgemeinen und in der Autoindustrie im Besonderen betrifft. Die Gruppe behauptet gerne, dass die sachlichen Argumente für ihre Thesen sprechen, während Umweltaktivisten „ideologisch“ seien.

Ein besonders aktiver Klimaleugner in unserer Gegend ist Jens Dammann aus Jork, der die AfD im Kreistag vertritt. Lesen Sie hier seinen Antrag gegen den Ausbau der Windkraft: https://www.afd-landkreis-stade.de/images/AfD_Daten/Fraktionen/Kreis/2019-02-05_Anfrage_AfD-Fraktion_zum_Thema_WINDPARK_RPU.pdf. Erst kürzlich hat er in einem Leserbrief im Buxtehuder Tageblatt die Freitagsdemonstrationen diskreditiert und absurde Vergleiche der CO2-Menge zur Gesamtmenge an Luft angestellt.

Solchen Menschen begegnet man am besten mit nachvollziehbaren Fakten. Das wird zwar in diesem Fall nichts nützen, aber vielleicht begegnen Sie ja an anderer Stelle Menschen, die bereit sind, sachliche Zusammenhänge zu reflektieren. Daher unternehmen wir hier den – nicht wissenschaftlichen – Versuch, einige Informationen zusammenzutragen.

Animation zum Anstieg der Durchschnittstemperaturen seit 1850 – Quelle: Ed Hawkins (klicken, um Animation zu starten)
  1. Der Zusammenhang zwischen CO2-Konzentration in der Atmosphäre und der Erderwärmung ist wissenschaftlich nachgewiesen. Sonnenstrahlen werden von der Erde reflektiert. CO2-Moleküle verhindern, dass der Infrarotanteil am Sonnenlicht wieder aus der Atmosphäre entweichen kann. Durch den starken CO2-Anstieg erhält die Erde mehr langwellige Wärmestrahlen als sie reflektiert, sodass sie sich weiter aufwärmt. s. dazu auch den Effekt der „Gegenstrahlung“, z. B. auf https://de.wikipedia.org/wiki/Atmosphärische_Gegenstrahlung
  2. Der Zusammenhang zwischen Temperaturen und CO2-Konzentration konnte anhand von Messungen von früheren wärmeren Erdphasen (sog. Interglaziale) nachgewiesen werden. Sehr genau gemessen wird die CO2-Konzentration seit rund 60 Jahren. Alleine in dem kurzen Zeitraum ist sie um über 20% gestiegen. Die aktuelle Menge liegt inzwischen bei gut 400 ppm (parts per million, also Anteile pro eine Million Luftmoleküle). Das hört sich wenig an, allerdings ist das die höchste Konzentration mindestens der letzten 800.000 Jahre!
  3. Es hat in der Erdgeschichte viele Klimaveränderungen gegeben. Eiszeiten (sog. Glaziale) wechselten sich mit wärmeren Zeiten ab. Auslöser für diese erdgeschichtlichen Wechsel war nicht die CO2-Konzentration. Aus diesem Argument ziehen aktuelle Klimaleugner den Rückschluss, dass dies auch für die aktuelle Klimakrise gilt. Das ist falsch. Frühere Temperaturschwankungen wurden durch Veränderungen der Erdbahngeometrie (Erdumlaufbahn und Lage der Erdachse) ausgelöst. Dies geschah in Zyklen, die als die sog. Milankovic-Zyklen (ca. alle 100.000 Jahre) bekannt sind. Man konnte dann nachweisen, dass der CO2-Gehalt vor allem in der südlichen Hemisphäre erst rund 1000 Jahre nach dem Beginn der Erderwärmungsphase anstieg. Dies ist Grundlage für die Argumentation der Klimaignoranten, dass CO2 nicht die Ursache der Erderwärmung sein, sondern deren Auswirkung. Für den Beginn der früheren Erwärmungsphase ist das richtig. Die CO2-Moleküle wurden dann aber global verteilt und erreicht auch die nördliche Hemisphäre, deren Temperatur erst später, also erst durch die höhere CO2-Konzentration deutlich anstieg, so dass global betrachtet der wesentliche Teil der Erwärmung erst nach dem CO2-Anstieg erfolgte. Eine steigende CO2-Konzentration ist also ein Auslöser für die globale Erhitzung, keine Folge davon.
  4. Klimaleugner argumentieren, dass es in der Erdgeschichte schon höhere CO2-Konzentrationen gegeben hat. Das ist richtig. Z. B. im Miozän, also vor ca. 15 Mio. Jahren. Damals war der CO2-Gehalt bei rund 500 ppm. Zu dem Zeitpunkt waren die beiden Pole komplett eisfrei und der Meeresspiegel über 50 m höher als heute. Das war bei der damaligen Bevölkerungsdichte zumindest für Menschen nicht relevant, aber weite Teile von z. B. Niedersachsen lägen in dem Szenario heute so tief im Wasser wie der Grund der Ostsee. Klimaschutz mit Hinweis auf frühere Warmzeiten zu ignorieren, ist in Anbetracht Milliarden betroffener Menschen weltweit asozial. Man mag einwenden, dass das Eis an der Antarktis ja wachse. Stimmt, aber an der Arktis nimmt es schneller ab, als es in der Antarktis wächst, so dass in Summe großen Eismengen verloren gehen, die bereits jetzt zum messbaren Anstieg der Meeresspiegel führen.
  5. Die damaligen Zyklen haben sich sehr langsam abgespielt. Anhand der Aufzeichnungen seit Mitte des 19. Jahrhunderts wissen wir, dass die Temperaturen schneller ansteigen, als jemals zuvor. In den letzten 150 Jahren um knapp 1 Grad Celsius. Trotz Temperaturschwankungen war jedes Jahrzehnt seit 1970 wärmer als das vorhergehende. Es gibt keine natürliche Erklärung für diesen schnellen Anstieg. Die Erdparameter im Hinblick auf Erdumlaufbahn und Erdneigung bilden keinen Anhaltspunkt. Die CO2-Menge, die durch Vulkane ausgestoßen wird, ist nur ein Hundertstel der Menge, die durch Menschen erzeugt wird. Anhand von Isotopenanalysen konnte man nachweisen, dass im CO2-Gehalt der Atmosphäre der Anteil an prähistorischem Kohlenstoff zunimmt. Das ist ein Hinweis, dass das Verbrennen fossiler Energieträger (v. a. Kohle, Öl) eine zentrale Bedeutung für die CO2-Konzentration hat.
  6. Schließlich weisen Klimaleugner gerne darauf hin, dass sich die Wissenschaft in Fragen der Klimakrise nicht einig ist. Tatsächlich sind sich aber über 95% der Klimaforscher einig, dass die Klimakrise maßgeblich menschengemacht ist. In den Prognosen und Klimamodellen liegen allerdings noch Spielräume in der Frage, wie schnell und mit welcher Wucht die Auswirkungen voranschreiten. Aus Respekt vor folgenden Generationen sollten wir schnell und wirksam handeln, und nicht auf Risiko spielen!

Wenn Sie Interesse haben, mehr zu dem Thema zu lesen, finden Sie u. a. hier weitere Informationen:

https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2018-10/klimawandel-heisszeit-klima-globale-erwaermung-weltklimarat-ipcc-bericht

https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2018-11/klimagipfel-in-katowice-klimawandel-fakten-mythen-globale-erwaermung-wissenschaft

https://www.klimafakten.de/meldung/was-wir-mit-hoher-sicherheit-ueber-den-klimawandel-wissen